Bei vielen Chinchillahaltern kommt irgendwann der Wunsch nach eigenem Nachwuchs bzw. zum züchten auf. Dies ist verständlich, da nahezu fast jeder, der schon einmal junge Chinchillas gesehen hat, dies gerne auch einmal selber erleben möchte.

Viele von euch werden jetzt sagen, ich will nicht züchten, ich will doch nur einmal Nachwuchs haben. Aber eben genau das ist Zucht. Sobald Tiere zusammengesetzt werden, mit der Absicht Nachwuchs davon zu erhaltet, spricht man von Zucht. Egal ob man nun mit 2 oder mit 30 Tieren züchtet.

Hier gilt also die Faustregel: Das zusammensetzen zwei gegengeschlechtlicher Tiere bedeutet Zucht!


Wenn man sich also dazu entschließt, dass man mit seinen Chinchillas züchten möchte, muss man sich vorab darüber im klaren sein, dass man viele Dinge beachten muss und man zumindest über ein Grundwissen bezüglich der Themen Genetik, Farben und Zucht im Allgemeinen verfügen sollte.

An dieser Stelle wird euch nun unsere Pelletspenderin durch den Themenbereich der Zucht führen:

Zunächst einmal möchte ich darauf hinweisen, dass ich nicht auf die gesamten doch recht umfangreichen Bedingungen der Zucht eingehe, sondern euch lediglich im Groben einen Überblick darüber verschaffen möchte, was die groben Voraussetzungen einer Zucht sind und darauf hinweisen möchten, was beachtet werden sollte, damit ihr an eurer Zucht bzw. dem daraus resultierenden Nachwuchs auch eure Freude habt.

Die Voraussetzungen der Zuchttiere

Zunächst einmal sollten Chinchilla die zur Zucht eingesetzt werden, über einen einwandfreien Stammbaum verfügen, der sich nach Möglichkeit über mehrere Generationen erstreckt. Hier gilt: Je mehr man über ein Tier weiß, um so besser. Ein Tier mit einem entsprechenden Stammbaum bekommt man allerdings nur von Züchtern. Mit Tieren deren Herkunft nicht bekannt ist oder Tieren aus Zoohandlungen/Tierheimen bzw. sogenannten "Notfalltieren" sollte daher generell nicht gezüchtet werden.

Wenn also ein entsprechender Stammbaum vorhanden ist, muss als nächstes natürlich auch auf die "Qualität" der Tiere geachtet werden. Tiere mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen, vorallem Tiere mit vererbbaren Krankheiten, sollten unter keinen Umständen zur Zucht eingesetzt werden. Auch ist darauf zu achten, dass in den zurückliegenden Generationen der Tiere keine Zahnanomalien oder Fellfraß aufgetreten sind. Sollte in den zurückliegenden Generationen der Tiere bereits Zahnanomalien, Fellfraß oder andere vererbbare Krankheiten aufgetreten sein, sollte ein solches Tier nicht zur Zucht eingesetzt werden, da sich solche Eigenschaften bzw. Krankheiten von Generation zu Generation vererben können. Auch sollte man darauf achten, dass ruhige und zutrauliche Tiere zur Zucht eingesetzt werden. Gerade für das Muttertier ist eine Trächtigkeit auch immer mit Stress verbunden. Aus diesem Grunde sollten Tiere, die zu Aggressionen und Panikattacken neigen oder generell sehr Menschenscheu sind nicht zur Zucht eingesetzt werden. Zum einen, da sich die Jungtiere ein solches Verhalten von den Elterntieren abschauen und dann meist ebenfalls scheu, schreckhaft oder aggressiv sind und zum anderen, da für eine generell sehr panische Chinchilla nur weiterer Stress durch die Trächtigkeit hervorgerufen würde.

Wie bereits erwähnt, spielt auch die "Qualität" der Tiere bei der Zucht eine sehr wichtige Rolle. Mit Qualität ist sowohl die Körper-, und Kopfform als auch die Fellqualität und Farbklarheit gemeint.

Chinchillas die zur Zucht eingesetzt werden sollten, sollten sowohl eine rundliche Körperform als auch einen rundlichen Kopf aufweisen, da zu spitze und zu rundliche Köpfe bei Chinchillas eine gesundheitliche Beeinträchtigung der Tiere bedeuten kann (z. B. tränende Augen oder Zahnanomalien). Ebenso sollte ein Chinchilla über ein klares, dichtes Fell verfügen und einen gleichmäßigen Grannenwuchs haben. Der Fellwuchs sollte gleichmäßig sein und keine Löcher aufweisen. Ebenfalls sehr wichtig ist die Farbklarheit des Felles. So sollte z. B. bei Standards und Ebonys eine leichte "Bläue" im Fell vorhanden sein. Einen Gelb- bzw. Roststich/Braunstich, wie er in vielen Farben vorkommen kann, sollte ein Tier hingegen nicht aufweisen, da dies im Klartext heißt, dass die Tiere keine ausreichende Farbklarheit aufweisen können.

Was muss ich beim Zusammensetzen der verschiedenen Mutationen beachten?

Auch Bei der zur Auswahl stehenden Mutationen, die man zur Zucht einsetzen möchte, gibt es einige Besonderheiten, die unbedingt beachtet werden müssen:
Bestimmte Mutationen dürfen nicht mit einander verpaart werden, da ansonsten der sogenannte Letalfaktor zum Tragen kommt. Der Letalfaktor betrifft alle Weiß-Mutationen und alle Velvet-Mutationen, was im Klartext folgendes heißt:
Nicht miteinander verpaart werden dürfen:
Alle Kombinationen Velvet x Velvet und Weiß x Weiß. Sowohl das Weißgen als auch das Velvetgen sind jeweils an den Letalfaktor geknüpft. Dies heißt wiederum, dass man zwar ein Velvet mit einem weißen Tier verpaaren kann, aber niemals zwei Velvets, egal ob es sich hierbei um ein Black-Velvet, Brown-Velvet oder Velvet-Schecken etc. handelt. Ebenso verhält es sich mit den Weißmutationen. Auch diese dürfen untereinander nicht miteinander verpaart werden. Dies bedeutet auch hier, dass sowohl ein Silberschecke als auch ein Beigeschecke nicht miteinander verpaart werden düfen. Egal in welcher Form das Weißgen auftritt, ob nun als rein weiß gefärbtes Tier (z. B. Aprikot oder Pink-White) oder als Schecke (Beige-Weiß-Schecke, Standard-Weiß-Schecke, Ebony-Weiß-Schecke oder Velvet-Schecke). Alle Tiere, die das Weißgen tragen, dürfen nicht untereinander miteinander verpaart werden.

Was bewirkt der Letalfaktor?
Als Letalfaktor bezeichnet man ein Gen, welches dazu führt, dass ein Tier, welches von diesem Faktor betroffen ist, noch vor der Geschlechtsreife versterben wird.

Der Letalfaktor bewirkt, dass 25 % der Jungtiere einer Verpaarung Velvet x Velvet oder Weiß x Weiß nicht lebensfähig sind. Dies heißt, dass sie entweder als Totgeburt zur Welt kommen oder wie eben beschrieben in den ersten Tagen nach der Geburt, allerdings spätestens mit circa 3 Monaten (ungefährer Eintritt der Geschlechtsreife), versterben.

Auch birgt eine solche Verpaarung große Risiken für das Muttertier, da der Nachwuchs bereits im Mutterleib versterben kann und aufgrund des Leichengiftes dann auch das Muttertier versterben könnte.

Wieviel Nachwuchs bekommt ein Chinchilla-Weibchen?
Ein Chinchillaweibchen kann bis zu drei mal im Jahr zwischen 1 und 6 Jungtieren zur Welt bringen. Im Schnitt betragen die Würfe allerdings zwischen 2 und 4 Jungtieren.

Auch sollte man sich darüber bewusst sein, dass ein Weibchen direkt nach der Geburt der Jungtiere wieder Aufnahmefähig ist und daher oftmals direkt vom Böckchen nachgedeckt wird.

Beachten sollte man auch, dass die Jungtiere im Alter von ca. 10 Wochen von den Eltern getrennt werden sollten, damit es nicht unter den Böckchen zu Streitereien oder gar zum Decken eines der Jungtiere durch den Vater kommt, bzw. eines der Jungtiere das Muttertier deckt und es so zu einer Inzuchtverpaarung kommt. Daher sollte man sich, bevor man sich entschließt zu züchten die Frage stellten:

"habe ich genug Platz für Käfige,
auch wenn nicht für jedes Jungtier direkt ein gutes neues zu Hause gefunden wird?"

Geschlechtsreife:
Chinchillas werden meist zwischen dem 4. und 6. Lebensmonat geschlechtsreif. Es gibt allerdings auch durchaus frühreife Tiere, die schon mit einem Alter von 12 Wochen geschlechtsreif sind. Die Weibchen werden dann ca. alle 26 - 32 Tage hitzig. Die Hitze hält in der Regel 2-3 Tage an. Dies erkennt man daran, dass die Scheide geöffnet ist. Meist kann man es auch daran erkennen, dass das männliche Tier vermehrt hinten dem Weibchen herläuft. Der eigentliche Paarungsakt findet meist in der Nacht statt. Manchmal kann man am Morgen danach auch den Deckpfropfen finden, der aus dem Samenüberschuss und Scheidensekret besteht. Ob das Weibchen wirklich aufgenommen hat zeigt sich nach etwa 28 Tagen, wenn eine erneute Hitze ausbleibt.

Auch wenn die Geschlechtsreife bei der Chinchilla meistens zwischen dem 4. und 6. Lebensmonat eintritt, sollte ein Chinchilla eigentlich nicht vor dem 8. bis 9. Lebensmonat zum ersten Mal gedeckt werden. Ausgewachsen sind die Chinchilla erst mit einem Alter von ca. 18 Monaten.

Trächtigkeit:
Die Chinchilla tragen ihre Jungen in der Regel ca. 111 Tage (+/- 3 Tage) lang aus. Während der Trächtigkeit braucht das Chinchillaweibchen viel Ruhe und so wenig Stress wie möglich. Währen einer Trächtigkeit sollte daher auch keine Vergesellschaftung durchgeführt werden, da diese für die Chinchilla einen unnötigen Stress darstellen würde.

Während der Trächtigkeit erhöht sich meist auch der Futterbedarf des Weibchens. Es ist daher sehr ratsam darauf zu achten, dass das Weibchen auch genug Futter bekommt und zu sich nimmt. Ebenso haben Weibchen während der Schwangerschaft oft einen erhöhten Calciumbedarf. Sollte man während der Schwangerschaft also feststellen, dass die Zähne des Weibchens nicht orange sondern eher gelblich oder gar weißlich sind, deutet dies auf einen Calciummangel beim Weibchen hin. Hier empfiehlt es sich, zusätzlich zum Futter etwas Davinova T zu geben.

In den ersten Wochen der Trächtigkeit verändert sich das Weibchen äußerlich kaum. Erst ab der 6. bis 8. Schwangerschaftswoche nimmt das Weibchen stetig an Gewicht zu. Circa 2 Wochen vor der Geburt schläft das Weibchen meist viel mehr als sonst. Die meisten Tiere legen sich dann auch auf die Seite um ihr Gewicht besser verlagern zu können.

Oftmals kann man ab der 6. oder 8. Schwangerschaftswoche auch schon am Bauch etwas fühlen, doch Ungeübte sollten dies lieber dem Tierarzt oder einem erfahrenen Züchter überlassen, da die Gefahr besteht, dass dabei ansonsten das Muttertier oder der Nachwuchs verletzt werden könnte.

Die Geburt:
Die Geburt der Babys findet meistens in den frühen Morgenstunden statt. Die Chinchilla sucht sich dann meist einen ruhigen Platz (Häuschen oder Höhle) aus, in dem sie ihre Jungen zur Welt bringt. Hier sollte rechtzeitig darauf geachtet werden, dass das Häuschen möglichst auf dem Käfigboden steht, da ansonsten die Gefahr besteht, wenn das Häuschen weiter oben im Käfig angebracht ist, dass die Jungen aus dem Häuschen stürzen und sich dabei schwer verletzen und dabei sogar sterben können.

Die Chinchilla bringt im Idealfall die Jungtiere alleine und ohne fremde Hilfe zu Welt. Das Muttertier zieht die Babys vorsichtig mit den Zähnen heraus, nabelt sie ab und wärmt sie unter ihrem Bauch. Bei einem 2 er oder 3 er Wurf, kann sich die Geburt auch über mehrere Stunden hinaus ziehen.

Die Beendigung der Geburt erkennt man daran, dass das Weibchen die Nachgeburt auffrisst. Auf keinen Fall darf man das Tier daran hindern. Die Chinchilla braucht die in der Plazenta enthaltenen Hormone, damit die Milchproduktion schnell und intensiv in die Gänge kommt. Konnte man diesen Vorgang nicht beobachten, so kann man dies allerdings an dem blutigen Schnäuzchen und den blutverschmierten Vorderpfoten der Muttertieres erkennen.

Nach der Geburt:
Nach der Geburt werden die Babys von der Mutter gereinigt.

Wichtig ist, dass nach der Geburt das Sandbad für ca. 7 -10 Tage entfernt wird, da die Scheide des Weibchens nach der Geburt noch geöffnet ist. Ansonsten würde die Gefahr bestehen, dass Sand in die Scheide der Chinchilla eintritt und es so zu einer Gebärmutterentzündung kommen kann.

Das Weibchen ist sofort nach der Geburt wieder Aufnahmefähig, so dass der Bock meistens direkt versucht, dass Weibchen wieder nachzudecken. Wer dies vermeiden möchte, sollte den Bock besser schon vor der Geburt von der Mutter trennen und ihn bis circa eine Woche nach der Geburt von der Mutter getrennt lassen. Nach Möglichkeit sollte er aber so untergebracht sein, dass ein Seh- und Riechkontakt zur Mutter und den Babys besteht.

Allerdings ist es nicht ratsam, das Böckchen nach jeder Geburt aus dem Käfig zu nehmen und somit vom Muttertier zu trennen. Denn auch eine Trennung und eine anschließende erneute Zusammenfühung bedeutet immer Stress für die Tiere, im schlimmstenfalls müsste sogar eine erneute Vergesellschaftung durchgeführt werden. Um den Tieren solch einen Stress zu ersparen, sollte man, für den Fall, dass man nicht dauerhaft züchten möchte, sich überlegen ob es nicht sinnvoller wäre, die Tiere nach dem Wurf gleichgeschlechtlich zu halten oder das Böckchen kastrieren zu lassen.

Die Babys:
Chinchillas sind Nestflüchter. Die Babys kommen daher bereits schon komplett mit Fell zur Welt. Im Normalfall kommen sie auch schon mit geöffneten Augen zur Welt. Ansonsten öffnen sich die Augen meist nach ein paar Minuten.

Das Geschlecht der Babys ist meist schon direkt nach der Geburt bestimmbar.

Die Babys werden meist mit einem Gewicht zwischen 30 - 60 Gramm auf die Welt gebracht.

Kurze Zeit nach der Geburt suchen die Babys die Zitzen der Mutter auf um die wichtige Kolostralmilch zu trinken. Sie enthält alle wichtigen Abwehrstoffe und Nährstoffe. Jedes Junge hat seine eigene Zitze.

In den ersten drei Tagen nach der Geburt kann es durchaus vorkommen, dass die Babys ein wenig an Gewicht verlieren. Danach sollten sie allerdings wieder stetig an Gewicht zunehmen. Wichtig ist auch, dass die Babys die Zitzen der Mutter ansaugen um den Milcheinschuss in die Zitzen zu gewährleisten. Denn nur eine so angesaugte Zitze gibt auch Milch ab. Auch aus diesem Grunde ist es Ratsam nicht zu früh mit einem eventuellen Zufüttern zu beginnen, damit die Babys auch tatsächlich die Zitzen der Mutter ansaugen.

Sollte die Mutter allerdings beim säugen Schmerzlaute von sich geben, oder die Jungen gar wegscheuchen, könnte dies ein Zeichen für eine Zitzenentzündung, Milchstau oder Milchmangel sein.

Sofern es der Mutter aufgrund einer Zitzenentzündung, von Milchstau oder Milchmangel nicht möglich sein sollte die Jungtiere ausreichend mit Milch zu versorgen, wäre ein zufüttern der Jungtiere ratsam.

Chinchillababys sind schon vom ersten Tag ihres Lebens an sehr selbständige kleine Lebewesen. Meistens nehmen die Jungtiere bereits ab der ersten Lebenswoche neben der Muttermilch auch feste Nahrung zu sich, wobei dies zunächst nur einige Heuhalme sein werden.

Die Jungtiere sollten regelmäßig gewogen werden, damit Gewichtsveränderungen schnell erkannt werden können. Dies ist besonders wichtig, wenn das Muttertier z. B. zu wenig Milch hat. Wichtig dabei ist auch, dass man die Tiere immer zur ungefähr gleichen Tageszeit wiegt, um ein einheitliches Wiegeergebnis zu erzielen.

Die Jungtiere sollten frühestens in einem Alter von 8 Wochen von der Mutter getrennt werden. Ratsam wäre es allerdings, dass die Jungtiere bis zur 10. Woche und einem Gewicht von ca. 250 Gramm beim Muttertier bleiben. Die Jungtiere sollten auf keinen Fall länger als 12 Wochen bei der Mutter bleiben, da es - wie bereits ausgeführt - durchaus möglich ist, dass ansonsten die Böckchen versuchen könnten das Muttertier zu decken und dies zu Inzucht führen würde.

Die Väter:
Die meisten Böckchen sind liebevolle Väter. Sie kümmern sich bei Mehrlingswürfen um die Erstgeborenen, wärmen und trockenen sie.

Sofern man ein sofortiges Nachdecken des Weibchens verhindern möchte, sollte man den Bock rechtzeitig von der Mutter trennen, andernfalls kann es sein, dass das Weibchen direkt nach der Geburt nachgedeckt wird.

Spätestens nach 3 hintereinander folgenden Würfen, sollte darauf geachtet werden, dass das Weibchen eine Zuchtpause einlegen kann.